18.04.2018 05:33

Von Höhen und Tiefen

Am 4. April 2018 sollte es für mich eigentlich in einer über 1,5 Tage dauernden Reise nach Quarzazate und später in die Sahara gehen. Eine Herpes Infektion am linken Auge ließ mich vernünftigerweise, jedoch total traurig in Madrid wieder umkehren und den Marathon des Sables um ein Jahr verschieben.

Nun viel Zeit zum Erholen und Laufen beschloss ich an meinem letzten ungewollt freien Tag, da ich alle meine Stunden ja schon zur Vertretung abgegeben hatte, von Mauthauen nach Persenbeug (dem Ort der Kindheit meiner Mutter) zu laufen. So startete ich kurz vor 7 Uhr am Montag dem 16. April 2018 in Mauthausen, konnte aber trotz Suchens den Jakobsweg nicht finden und lief daher auf dem Treppelweg entlang der Donau 15 Kilometer völlig alleine und mit mulmigem Gefühl nach Wallsee.

Da diese Strecke völlig eben war, ging es sehr flott dahin, eine kurze Jausen Pause nach Wallsee und endlich am Jakobsweg angelangt, ging es nun kreuz und quer, zick zack und rauf und runter mitten durch das Mostviertel. Von der Donau war nichts mehr zu sehen, ich lief durch Felder, Wälder und kleine Ortschaften. Es war spannend, denn ich hatte überhaupt keine Ahnung, wo ich mich denn befand. Ab und an schaute ich in google nach, wie weit es denn laut Internet noch war. Da ich aber nicht den kürzesten, sondern eben den Jakobweg entlang lief, wurden aus den erwarteten etwa 50 Kilometern am Ende 61.

Den letzten Kilometer lief ich über die Brücke nach Persenbeug bis hin zum Ortsschild unterhalb des Schlosses und war froh als ich schließlich müde, aber glücklich und mit Blasen an den Füßen im Auto von meiner Mutter saß.

Mittlerweile bin ich den Jakobsweg von Persenbeug bis Unterhaging (12 Kilometer vor Salzburg) gelaufen und Stück für Stück werde ich die ganze Strecke durch Österreich  ablaufen. Es ist einfach herrlich, navigiert von meiner Suunto, mit völlig freien Gedanken, den ganzen Tag den Spuren dieses Pilgerweges zu folgen, den scheinbar nicht mehr viele Menschen benutzen, waren doch manche Wege gar nicht mehr vorhanden und ich lief mitten durch Wiesen und Felder. In den kleinen, verschlafenen Dörfern schien die Zeit stehen geblieben zu sein, auf den Wiesen blühten die ersten Frühlingsblumen, ich dachte an meinen 3 Tage Lauf im Jänner, wo ich mich stets vor der so früh einsetzenden Dunkelheit fürchtete. Dieses Mal hatte ich viel Zeit und genoss fast jede Minute bis hin zu meinem erwählten Ziel.

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Mag. Claudia Ecker-Kosgei