Laufen - Essen - Lesen - Schlafen - Kenia 2017
Nunmehr bereits das neunte Mal in Kenia. ist zwar vieles bereits bekannt, wird so wie alles im Leben leider auch oft schon zur Routine, lässt sich ein Aufenthalt in Afrika dennoch zum Glück nie ganz planen.
Unsere Reise in unser Dorf verlief dank Kosgei's Bruder problemlos, umso mehr hatte dieser bei der Heimfahrt nach Nairobi Schwierigkeiten, steckte er doch mit seinem Auto wie immer bei heftigem Regen in der völlig "gatschigen" Straße fest. "Dear Isaiah, thanks for still always helping us, after watering your flat and burning your dustbin." (beides ich bei vorherigen Aufenthalten)
Kosgei und ich nutzten das erste Wochenende für zwei Trainingsläufe. Wie immer er kurz nach 6 Uhr in der Früh mit 20 bis 30 anderen kenianischen LäuferInnen kurz vor Sonnenaufgang. Ich selber etwas später, brauche ich doch zumindest meinen Kaffee und ein paar Kekse um fit zu werden.
Alle LäuferInnen wohnen zusammen mit uns in einem Dorf "in the middle of nowhere" wohin sich zum Glück noch weder ManagerInnen noch "Wazungo" (alle Weißen) hin verirrt haben. Und so können sich die AthletenInnen auf das Wichtigste konzentrieren: ihr Training
Für uns geht's Montag aber schon weiter, zuerst abenteuerlich mit dem Motorbike, dann im Matatu (Kleinbusse für den öffentlichen Verkehr) über Eldoret nach Kisumu. Kosgei braucht einen neuen Pass und das bedarf wie alles bei Ämtern in Kenia vor allem GEDULD, die ich so gar nicht habe und etwas Geld kann auch nie schaden, wenn man so wie wir nicht wochenlang Zeit hat, auf etwas zu warten.
So bleibe ich auch das zweite Mal, als Kosgei seinen Pass abholen fährt, alleine "zu Hause". Etwas mulmig war mir schon, doch weiß mein Mann ganz genau, dass ich mich sehr wohl in Kenia alleine durchschlagen kann. Uns so war es dann auch. Zwar scheiterte ich am ersten Tag daran, Brot zu kaufen, weil es halt einfach in den beiden kleinen Shops keines gab. So kam mir am zweiten Tag eine Autopanne eines Einwohners zu Gute und ich fuhr mit dem Mechaniker, der das Auto abschleppte zum Supermarkt und kehrte glücklich mit Brot, Margarine und Instant Nudeln heim. Und dann war Kosgei auch schon wieder da: mit Pass!
Die zweite Woche bestand Großteils wirklich aus Laufen-Essen-Lesen (ich)- Schlafen.
Es ist für mich immer noch faszinierend die absoluten ToplauferInnen beim Training zu sehen, fetzten diese doch mit einer unglaublicher Geschwindigkeit auf entweder staubtrockenen und sandigen oder aber völlig "gatschigen" Wegen auf 2600 hM unglaublich schnell durch die Gegend. Selber fühle ich mich vor allem die ersten Tage mehr nach hechelndem Hund als als Läuferin, da der Sauerstoff in dieser Höhe doch merklich weniger ist.
Die letzte Nacht noch in Nairobi, einer Millionen Einwohner Metropole und meinem obligatorischen Shoppen bei Nakumat, Tuskys und Co (großer Lebensmittelketten vergleichbar mit britischen), dem tollen Taschengeschäft "Sandstorm Kenia" und dem Schmuckgeschäft "Kazuri", wo kenianische Handarbeit verkauft, und so auch gefördert wird, entgegen dem großen Second Hand Markt aus Europa und dem Handel der Massai mit ihren zwar hübschen, doch oft überzogen teuren Billigprodukten wie Schmuck, Schuhe oder Taschen.
Und so waren auch diese 2 Wochen wie immer schnell vergangen. Schenkt man den unerfreulichen Dingen (Kinder die von mir während des Trainings Geld fordern, der Dreck überall, die überfüllten Matatus, die lästigen Leute, die glauben, dass in Europa das Geld auf den Bäumen wächst, ...) weniger Beachtung, sondern fokussiert man sich auf das Schöne (die traumhafte Landschaft, die vielen freundliche Menschen, die fast immer lachen, der grenzenlose Sternenhimmel, Zebras neben der Straße, die Gerüche des Marktes und vieles mehr), wenn man Afrika so nimmt wie es ist, auch wenn es manchmal schwer fällt (und ich weiß wovon ich rede, bin ich doch niemals reiche/r TouristIn hier, sondern einer von ihnen, nur eben mit anderer Hautfarbe, was genau alles ziemlich schwierig macht und mich viele Dinge und Probleme überhaupt erst spüren lässt) trotz all den nervigen und frustrierenden Momenten, ich habe es noch nie bereut in Kenia gewesen zu sein. Asante sana! Twende safari! Safari njema!
—————