05.01.2018 06:22

Jakobsweg Linz – Salzburg

Mit absolut furchterregenden Wetteraussichten begab ich mich am 2. Jänner 2018 um kurz nach 7 Uhr früh auf den Jakobsweg nach Salzburg. Es war geplant dieses in drei Tagen zu erreichen. Anfangs leitete mich meine Suunto Navigation die stark befahrene Straße nach Willhering, und ich entschloss mich, die Alhartingerstraße hinauf und dann hinüber nach Rufling zu laufen. Von da an ging es zick-zack quer durch Hörsching und wieder etwas Richtung Traun zurück, bis ich mich schließlich endlich neben dem Fluss Traun auf den Weg nach Wels machen durfte. Bei Kilometer 30 eine Jausenpause neben dem Damm, kam sogleich die nächste Herausforderung. Die Strecke nördlich der Traun war gesperrt, ich musst über eine Brücke und auf die andere Uferseite ausweichen und hoffte, auch so mein erstes Ziel Wels erreichen zu können. In jenem angekommen suchte ich mühsam nach eine Brücke und schließlich lief ich vorbei am Messegelände, dort, wo im März jeden Jahres der Welser HM stattfindet.

Bis zu Kilometer 43 konnte ich moderat laufen, danach so dachte ich mir, war es besser meine Kräfte für die folgenden beiden Tage zu schonen. Zügig wanderte ich einen wunderschönen schmalen Waldweg neben der Traun entlang bis Edt bei Lambach und später in den selbigen, wo mich mein lieber Vater nach insgesamt 57 km und 8 h 10 min schon erwartete. Eine Nacht in Wels sollte folgen, bevor ich am kommenden Tag wieder um 7:15 bei Morgengrauen in Lambach meine zweite Etappe startete.

Bis Schwanenstadt  zog es sich herrlich auf schmalen Wegen, bei denen meist eine Wintersperre und Benutzung auf eigener Gefahr angeschrieben war, bis hin nach Schwanenstadt. Schnell meine Wasservorräte aufgefüllt, Cola light und ein Käseleberkässemmerl (ich fragen mich immer noch, warum mich gerade danach „gusterte“, esse ich so etwas doch wirklich überhaupt nie) gekauft und weiter ging es herrlich durch den Wald nach Vöcklabruck, was ich auch relativ bald erreichte. Weiter auf dem wirklich hervorragend von meiner GPS Uhr navigierten Weg nach Timmelkam, begann es zuerst leicht zu regen, bis schließlich ein heftiger Sturm und starker Regen einsetzten. Völlig durchnässt und halb erfroren, ging ich noch 2 Stunden meinem Tagesziel Vöcklamarkt entgegen, musste dann jedoch auf Grund der Kälte in einem Ort namens Hörading aufhören und wartete mir ewig erscheinende 5 Minuten auf meinen Vater. Ich hatte heute „nur“ 40 km in 6 h 20 min geschafft. Es war kalt, mir war kalt, so richtig und erst nach Minuten in der Badewanne taute ich wieder auf. Am kommenden Tag sollte mir ähnliches wiederfahren.

Nach einer Nacht in Seewalchen am Attersee startete ich, heute mit leichtem Rucksack, da mein Gewand entweder, da nass, bei Papi zurück geblieben war, oder ich was noch trocken war in weiser Voraussicht wieder so freieren zu müssen gleich übereinander angezogen hatte, wiederrum am Endpunkt des vorigen Tages und stellte fest, dass mir nur 2 km bis Vöcklamarkt gefehlt hätte. Dachte ich in der Früh noch, dass nun mein Ziel Salzburg zu weit weg lag, fasste ich neuen Mut es doch heute zu erreichen. Viel bergauf, ging ich heute mehr als ich lief, und es zog sich ewig, bis ich endlich in  Rabenschwand  durchlief, den Wallersee als nächstes Ziel im Visier. Neukirchen am Wallersee war schnell erreicht, der Weg nach Seekrichen, einem im Winter natürlich öden und ausgestorbenen See entlang, zog sich ewig einsam dahin. Waren an den vorigen  zwei Tagen kaum Menschen auf der Strecke, kam ich mir heute überhaupt wie der einzige Reisende vor. War ich in Neukirchen noch sicher die letzten 10 km bis Salzburg gehend hinter mich zu bringen um mein Ziel zu erreichen, machte mir wiederum heftiger Regen alles zu Nichte. Bei Seekirchen informierte ich meinen Vater, dass ich in kürze aufhören würde und sendete ihm die Ortstafel von Unterhaging per Whats App (bitte komm hierher, ich bin nass und mir ist kalt).

10 Kilometer wären es etwa noch gewesen und dennoch bin ich nicht enttäuscht. Insgesamt war ich 140 km und 21h 10min unterwegs. Ich habe vieles erlebt in diesen drei Tagen und vieles gesehen. Bin durch Wälder gelaufen, ganz alleine und habe mir gedacht wie wunderschön ist es doch in Österreich und in was für einem sicheren Land leben wir trotz aller sozialen und politischen Veränderungen immer noch. Ich verirrte mich, suchte mir Wege durchs Dickicht zurück, traf Menschen, die es voll cool fanden, dass eine Frau hier alleine auf dem Weg nach Salzburg war. Ich genoss herrliche Ausblicke auf die Alpen und den Traunstein und wanderte im Schnee über den Irsberg. Ich stieß vor allem am zweiten Tag auf meine eigene körperlich Grenze, es muss nicht immer die Ausdauer sein die zu Ende geht, hier war es die Kälte, die ein Weiterkommen unmöglich machten. Währende der gesamten drei Tage schien ich alles um mich herum, den Alltag, die Sorgen, die Arbeit zu vergessen, mein einziger Fokus war mein Ziel zu erreichen während ich die Gegend um mich herum genoss. Freiheit, das für mich höchste Gut des Menschen, ich habe sie empfunden auf meinem Jakobsweg Richtung Salzburg. Die kleinen letzten Abenteuer die jemand in unserer zivilisierten Welt noch machen kann, es gibt sie, direkt vor unserer Haustür, wir müssen sie nur wagen.

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Mag. Claudia Ecker-Kosgei