04.04.2020 13:50

Gibt es einen Sinn Corona, was es Europa sagt und welche Chancen daraus entstehen könnten?

Immer schon habe ich, auch in schweren Zeiten meines Lebens, nach dem Sinn gesucht, und stets auch einen gefunden. Wo aber liegt der Sinn an einem Virus, einer Pandemie, die zehntausende Menschen schwer erkranken lässt, und viele sogar tötet?

Und ich kann mir die Trauer und den Schmerz derer nicht annähernd vorstellen, die einen geliebten Menschen durch SARS Covit 19 verloren haben. Mein tiefstes Mitgefühl!

Und ich möchte den Leserinnen und Lesern durch meinem Text Mut machen, stark zu bleiben und die Hoffnung nicht zu verlieren. Es wird weitergehen.

Als Soziologin beobachte ich schon lange den Wandel unserer Gesellschaft mit Bedenken. Muss es denn immer mehr und mehr sein? Mehr Geld, ein größeres Haus, Auto oder Fernseher? Muss es ein Fallschirmsprung, eine Kreuzfahrt, oder einfach „nur“ Koma-Saufen sein, um noch irgendeine Art von Glück zu empfinden. Und als ehrenamtliche Mitarbeiter beim Samariterbund Linz „Essen auf Rädern“ sehe ich zunehmend eine Gesellschaft, in der immer weniger etwas Soziales tun, nur aus Nächstenliebe, nicht des Geldes wegen, und nämlich gerade daraus ihr Glück schöpfen.

Europa ist jetzt entschleunigt. Covit 19 zwingt unsere Leistungsgesellschaft in die Knie und zeigt ihr seine Grenzen auf. Und wir, die wir dachten unangreifbar zu sein, müssen fast machtlos annehmen, dass wir zwar zum Mond fliegen konnten, nun aber nicht einmal nach Italien reisen dürfen, ja im Grunde derzeit staatlich verordnet nicht einmal wirklich unser Heim verlassen dürfen. Niemals habe ich erlebt, dass unsere Regierung so dermaßen Stark in die Grundfreiheiten ihrer Bevölkerung eingegriffen hat. Und jetzt ist es essentiell. Wir haben eine Globalisierung erreicht, die fast grenzenlos erscheinen mag und mit Investments konnten viele Millionen machen. Und jetzt?

Jetzt haben wir die Chance uns wieder auf das zu entsinnen was wichtig ist. Soziales zu tun. Seinen Mitmenschen zu helfen. Und auch wenn wir weltweit in der größten gesundheitlichen Krise seit Jahrhunderten stecken, wenn alleinerziehende Mütter mit der Beaufsichtigung ihrer Kinder überfordert und viele durch Kündigung finanzielle Sorgen haben. Wo Menschen sterben, nicht an einem Motorradunfall, sondern durch etwas Bedrohliches, da unbekannt. Durch etwas Unsichtbares und Ungreifbares. Es gibt es, meiner Meinung nach, das Postive, den Sinn.

Wir reduzieren uns gezwungenermaßen auf das Nötigste: Essen, menschlicher Kontakt, online natürlich, aber dennoch verstärter als zu vor. Vor allem unsere Gesundheit. Klopapier wird nun wichtiger als ein  neues Smartphone. Plötzlich helfen wir unseren alten Nachbarn oder Eltern. Und viele erlebe ich bei uns, dem Samariterbund Linz „Essen auf Rädern“, dass sie nun bitten: „Darf ich helfen“?  

Alle die, die noch draußen auf der Straße arbeiten um unser System zu erhalten, alle Putzfrauen, Postpoten oder die Müllabfuhr, die täglich unglaubliches leisten, begegnen sich mit einem Lächeln oder grüßen sich zumindest freundlich. Und wir alle haben Angst. Auch ich. Doch: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Mut, Gottvertrauen und allem zumindest etwas winzig Positives abzuverlangen hilft.

Wir werden diese Krise überstehen und ich hoffe für unsere westliche Welt und für mich für unsere österreichische Gesellschaft als eine stärke, und hoffentlich wieder sozialere Gesellschaft daraus hervor gehen. Die Corona Krise  ist nicht nur die schwere Krankheit, der Tod oder der Stress, der für fast alle damit verbunden ist. Denn natürlich, plötzlich sind wir aus unserem gewohnten Leben gerissen und alles ist anders. Corona für mich ist aber auch eine Chance für unsere Leistungsgesellschaft, als eine wieder bessere daraus hervor zu gehen und uns wieder vorrangig auf das zu konzentrieren, worum es in unserem menschlichen Dasein doch geht: Gesundheit, Menschlichkeit, Zufriedenheit und Liebe.


 

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Mag. Claudia Ecker-Kosgei