17.04.2019 17:16

Finisher 34. Marathon des Sables

Beinahe 23 Uhr, ich befinde mich kurz vor Checkpoint 6 auf der langen Strecke des „Marathon des Sables“, einem Etappenlauf durch die Sahara Marokkos und habe wirklich schon langsam genug. Um 8 Uhr 30 in der Früh haben wir etwa 770 LäuferInnen uns am 10. April 2019, dem 4. Tag dieses Laufevents auf die insgesamt 76,3 Kilometer lange Strecke begeben, für die die Organisatoren, allen voran, „Race Director“ Patrick Bauer, einem Franzosen und Begründer dieser außergewöhnlichen Veranstaltung, ein Zeitlimit von 31 Stunden gesetzt haben.

Meist alleine, nur selten das Licht einer Stirnlampe vor mir und nur hin und wieder schnellere LäuferInnen die mich überholten, musste ich mich an den leuchtenden Markierungen orientieren und kam ziemlich übermüdet beim Checkpoint 6 bei Kilometer 71 an. Wissend, dass es nur mehr 5 Kilometer bis zum Ziel waren, musste ich dennoch meinem Bedürfnis zu schlafen nachgeben und suchte eines der Berberzelte auf. Mein Mann, der zu diesem Zeitpunkt hinter mir war, kam bereits ein paar Minuten später zum Zelt und ich überzeugte ihn, eine Pause zu brauchen. Heftig schmerzende Beine ließen mich jedoch 10 Minuten später bereits wieder aufstehen und fasziniert stellte ich fest, wie regenerationsfähig unser menschlicher Körper doch ist und gemeinsam begaben wir uns dem Ziel in der Nacht unter einem Himmel voller hell leuchtender Sterne entgegen, welches wir um viertel nach 12 müde aber überglücklich erreichten.

Die Königsetappe des MDS war vollbracht und wir genossen den Luxus einer halben Nacht und einem totalen Ruhetag, während die langsameren LäuferInnen sich noch weiter durch angebrochene Nacht und auch den folgenden Tag quälen mussten und die letzte Gruppe, bestehend aus drei JapanerInnen, erst 13 Stunden nach meinem Mann und mir ins Ziel kam.

Vom 7. April bis zum 13. April 2019 fand heuer in der marokkanischen Sahara bereits zum 34. Mal der legendäre „Marathon des sables“ statt. LäuferInnen aus aller Welt begeben sich zu diesem „self-sufficient race“ auf eine Strecke von etwa 250 Kilometern und sind dabei eine Woche lang unterwegs. Ich selber erfuhr von dieser Veranstaltung vor etwa 10 Jahren und war begeistert von der Idee, reduziert auf das Nötigste, alles für eine ganze Woche, auch die Nahrung, im Rucksack mitzutragen.

Meine Checkliste der Pflichtausrüstung war in etwa genauso lange wie das Reglement des Veranstalters. Kompass, Anti Venon Pumpe, Feuerzeug, Schlafsack und vieles mehr, trugen wir ebenso mit uns durch die Wüste, als ein Minimum von 2000 kcal pro Tag, also in Summe 14000 kcal auf der ersten, heuer 32,2 Kilometer langen ersten Etappe.

Der Aufwand für dieses Lauferlebnis ist enorm. Abgesehen von den Utensilien die jede und jeder sich anschaffen muss, bis zum Kauf eines idealen Rucksacks und funktionstüchtiger Schuhe samt Gamaschen, die sich die meisten bei einem Schuster kleben haben lassen, über das Training, dass ich selber im Winter meist auf der 30 Kilometer langen Strecke des 160er Wanderweges von Bad Leonfelden nach Linz durch meist tiefsten Schnee absolviert habe, bis hin zur Organisation des Fluges nach Quarzazate, einer entzückenden Stadt am Rande der Wüste. Im Grunde drehte sich im letzten Jahr alles nur um dem MDS und das Hinfiebern und hoffen, dass doch bitte nichts mehr dazwischen kommen würde, was den Start verhindern könnte, waren zeitweise nervenaufreibend.

Von Quarzazate aus ging es dann etwa 6 Stunden lang mit Bussen auf nicht sehr vertrauenserweckenden Bergstraße zum Base Camp. Der Samstag vor dem Start galt nur der Kontrolle der Pflichtausrüstung und des Abwiegens der Rucksäcke. Am Sonntag in aller Früh standen wir bereits alle frierend am Start, ein meist gegen 4 Uhr Früh aufkommender Wind machte die Nächte eiskalt und den Morgen nicht wirklich gemütlich. Eine warme Nudelsuppe, ein doch etwas seltsames Frühstück waren bei diesen Bedingungen in der Wüste jedoch genau das Richtige.

Die Strecke selber war abwechslungsreich, oft konnte auf Schotterstraßen oder harten Sandpassagen ganz passabel gelaufen werden, manchmal war der Sand jedoch so weich und ließ nur ein moderates Gehen zu. Am zweiten Tag hatten wir 13 Kilometer über die höchsten Dünen Marokkos, den „Mezuga Dunes“ zu absolvieren, ein unvergessliches Erlebnis, welches mein Mann und ich gemeinsam genießen konnten.

Im Vordergrund für mich in dieser Woche stand immer der Genuss des Laufes auf den ich so viele Jahre warten musst und so ging ich es das ganze gemütlich, aber dennoch ambitioniert an und wurde insgesamt 49. Frau von 146 Damen und 360. gesamt. Ein Ergebnis mit dem ich doch sehr zufrieden bin. Ein unvergessliches Erlebnis ging mit zwei Resturlaubstagen in Quarzazate, und endlich der ersten  Dusche nach 8 Tagen, zu Ende. Beeindruckende Bilder werde ich für immer im Kopf behalten. Als einzige Österreicherin am Start kann ich nur wünschen, dass sich mehr unserer Landsleute zu diesem Abenteuer entscheiden und eine Woche Wüstenerlebnis pur genießen können.  

 

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Mag. Claudia Ecker-Kosgei