330 km in 7 Tagen … verrüüüüückt!
Am 29 und 30. August begaben sich meine Freundin Sonja und ich uns auf unser gemeinsames „großes“ Abenteuer. Wir wollten, und taten es dann schließlich, auch auf dem Nordwaldkammweg der nahe der tschechischen Grenze vom Dreisesselberg 140 km nach Nebelstein führt, am ersten Tag die Strecke Hintenberg - Bad Leonfelden, am folgenden Tag von Bad Leonfelden nach Sandl laufen.
Gesagt getan, meine Mutter setzte uns zeitig in der Früh am Startpunkt ab. Die ersten 4 Kilometer waren nicht optimal und so stapften und kämpften wir uns mitten durch den Wald bis wir schließlich den richtigen Weg fanden. Von da an lief alles optimal. Durch Wälder, über Wiesen, durch kleine Dörfer, wir gelangen nach Haslach, wo wir jausnend vorm Supermarkt unsere Jause genossen. Und weiter ging es laufend und gehend, bis nach etwa 48 km nicht mehr viel ging, wir kämpften uns in den Ort, zum Supermarkt und zum Hotel. 53 km hatten wir in 9 h zurückgelegt und waren am Etappenziel.
Jausnend im Bett schlief meine Freundin wie ein Murmeltier, während ich ganz besorgt dem Regen lauschte und nur hofft, dass die Wettervorhersage für den folgenden Tag nicht zutreffen würde. Zumindest bist Freistadt wollte ich sie bringen. So mein Plan.
Nach einem herrlichen Frühstück starteten wir munter und bei optimalem Wetter Richtung Freistadt wo wir auch nach 23 km schon ankamen und schon wieder Lust auf eine Jause hatten. Drei der vier Etappen waren geschafft, da sollte nichts mehr passieren. Und genauso war es dann auch, ein einziger Donner, sonst nichts, so erreichten wir schließlich nach abermals 9 h und dieses Mal 48 km unser Ziel Sandl, wo mein lieber Ehemann uns bereits vor dem kleinen Supermarkt erwartete.
Zwei herrliche Tage lagen hinter uns, müde fuhren wir heimwärts. Diese Leistung meiner Freundin die neben 3 Kindern, Arbeit und Haus nur wenig zum Trainieren kommt, war unglaublich. Hut ab, liebe Sonja!
Am Wochenende lief ich meine üblichen Strecken, am Montag war geplant, mit der Unterstützung von Kosgei, denn ohne eine Begleitperson sind solche Läufer schwer realisierbar, von Salzburg nach Innsbruck zu laufen, und meine Reise am Jakobsweg fortzusetzen. Die Wettervorhersage für Montag war furchteinflößend, ich stellte mich auf alles ein.
Mein Schatz, nicht wirklich ein Morgenmensch, stand brav um 4 Uhr Früh auf, wusste er doch, wie wichtig es für mich war, auch tatsächlich um etwa 6 Uhr in Salzburg zu starten, um möglichst lange Helligkeit für die doch immerhin 80 km lange erste Etappe bis St. Johann in Tirol zu haben.
Den Vorteil, den man hat, wenn es ständig regnet ist, dass man weniger Wasser durch die Gegend tragen muss, so war mein Rucksack etwas leichter und ich kam doch flott voran. Ein Cola light mit einem Käseleberkäseweckerl an einer Tankstelle nähe Rosenheim,- ja meine erste Etappe führte mich durch Deutschland und so bin ich auch brav mit Pass gelaufen, wärmten mich zumindest von Innere etwas auf.
Der trotz der Navigation auf meinen GPS Uhren nicht leicht zu findende Jakobsweg durch Österreich ist meist einsam und verlassen, bei Regen sowieso, aber auch an den beiden folgenden sonnigen Tagen fanden sich keine Spaziergeher oder Läufer auf der Strecke. Oft konnte ich den Schildern folgen, meist jedoch verließ ich mich lieber auf meine Uhr. Durch Lofer hindurch, an Touristen vorbei lief ich die letzten 18 km zuerst mit Hilfe von goole maps, später auf dem Radweg Richtung Ziel. War ich bereits 11 h im selben nassen Gewand gelaufen, musste ich mich doch 8 km vor dem Ziel schnell in etwas Trockenes begeben. Sich im Regend frierend neben einem Sportplatz umzuziehen, ich kann sagen, es gibt Schöneres.
Schließlich am Radweg hatte ich ständig Kilometerangaben. Nur dass diese einfach nicht zu vergehen schienen. Einen Fuß vor den andern, bibbernd, kämpfte ich mich bis in ein Geschäft im Zentrum, wo ich auf Kosgei warten durfte. 12h und 78 km, der erste Tag und somit die längste Etappe war vollbracht. In einem schönen Hotelzimmer genoss ich die heiße Dusche wohl eine Ewigkeit, Essen im Bett, beide Uhren aufladen, denn mit einer alleine schafft man solche Distanzen nicht und schlafen. Das Übliche halt. Ein selbstgemachtes Frühstück, ein Tauchsieder für heißes Wasser ist immer dabei, denn ohne Kaffee geht gar nichts, und ab hinaus in die Dunkelheit. Mein lieber Schatz schlummerte friedlich in seinem Bett.
Von St. Johann wollte ich es bis Brixlegg schaffen. An diesem Tag war zwar das Wetter optimal, dafür ging es ständig bergauf und bergab. Ich genoss schmale Wege entlang des Inn, lief durch Wiesen, über Hügel, durch Wörgl hindurch und erreicht nach 58 km und 10 h Brixlegg, wo ich wieder einmal Cola light trinkend auf meinen Schatz wartete. Die Nacht verbrachten wir in Wiesing auf einem Campingplatz in einem überdimensional großen liegendem Weinfass. Sehr cool. Nur geduscht habe ich nicht. Es ging auch so. Mit meinem Tauchsieder mein Travellunch zubereitet, schlief ich besser als so oft fernsehend am Handy ein, denn: kein Fernseher.
„Du Schatz. Weißt du, dass du mich bitte morgen um 6 Uhr wieder nach Brixlegg zurückführen musst? Abermals überwand mein Ehemann sich zeitig in der Früh aufzustehen und setzte mich am Etappenziel des Vortags ab. Der Weg startete am Radweg nach Innsbruck, nach 2 km las ich ein Schild „Radweg Innsbruck 48 km“ und beschloss mich an jenem Tag auf ihm zu bewegen, wollte ich nicht wieder riskieren, ständig am Jakobsweg bergauf und bergab, kreuz und quer gejagt zu werden. Ich wollte nach Innsbruck und nur mehr das. So lief ich 45 km und marschierte die letzte 5 km bis direkt zum Goldenen Dachl.
Gewohnt fast ständig allein zu sein ohne vielen zu begegnen, war ich fast erdrückt von der Menge an Touristen, die sich in dieser schmalen Gasse, vorbei an kleinen Läden mit Touristenartikeln, in Richtung des Wahrzeichens dieser Stadt drängten.
Wieder einmal war etwas vollbraucht. Stückchenweise war ich nun den Jakobsweg zwischen Persenbeug und Innsbruck gelaufen. Die Strecke Salzburg-Innsbruck werde ich wohl noch einmal, aufgeteilt auf 4 Tage und somit mehr Genuss und weniger Stress zu laufen.
Beim zusammen rechnen der Kilometer der letzten 7 Tage war eines klar: geplant war das so nicht und dennoch war ich in 7 Tagen 330 km gelaufen und gegangen. Eine kleine Beinhautentzündung war die Folge, die mir, wie eine Kundin lachend meinte, auch gehörte.
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